Die Hausfrauen Abstellkammer
Das Wohnen fand vor noch gar nicht allzu langer Zeit ohne die Küche statt und es wurden fast ausschließlich geschlossene Küchenräume geplant. Unter dem Begriff „Frankfurter Küche“ wurde in den 20er Jahren von der Architektin Margarete Schütte-Lihotzky eine extrem kompakte Raumnutzung definiert. Sie konnte sich zwar erst in den 50er Jahren als Grundlage für die moderne Einbauküche etablieren, galt dafür aber dann lange Jahre als Standard für die Küchengestaltung galt. Obwohl sich die Lebensgewohnheiten inzwischen deutlich geändert haben, wird ein Großteil der Standard – Wohnungsgrundrisse leider noch heute mit einer solchen Küche angelegt. Doch dazu später…
Das Konzept der Frankfurter Küche war einfach. So klein wie möglich und so groß wie eben nötig um die Hausfrau und die zum Kochen nötigen Geräte und etwas Arbeitsfläche unterzubringen. Diese Art der Küchengestaltung passte nicht nur zu dem damaligen Konzept der kleinen, abgeschlossenen Räume. Diese ließen sich so auch leichter beheizen. Auch zu dem seinerzeit propagierten Frauenbild hat diese kleine, effizient nutzbare Werkstatt für die Frau gut gepasst.
Die Hausfrau hatte in einem abgeschlossenen Raum die Mahlzeit herzurichten, auf die der Rest der Familie so lange zu warten hatte, bis alles (einschließlich Köchin) fertig und dampfend im Esszimmer parat stand. Begriffe wie Ergonomie, Gemütlichkeit und Wohnen passten nicht zu diesem Konzept.
Ein Beispiel: Es wurde mit der Frankfurter Küche eine Standard – Arbeitstiefe von 60cm und eine Standard – Arbeitshöhe von 86cm definiert. Beide Größen mögen Anfang des letzten Jahrhunderts für die damaligen Körperproportionen noch einigermaßen gepasst haben, ergonomisch waren sie sicher aber damals schon nicht. Hierzu kannst Du mehr unter „Gestaltung für eine Wohnküche“ lesen.
An gemeinsames Kochen war damals nicht zu denken, da sich oftmals nicht mehr als eine Person in diesem Raum aufhalten konnte. Manchmal wurde der Hausfrau noch zusätzlicher Stauraum in Form einer Speisekammer eingeräumt. Eine zusätzliche, einfache Abstellkammer mit Regalen, weil in den Küchenraum nicht genug Stauraum eingebaut werden konnte und es dort auch oft zu heiß für die Vorräte war.
Im Gegensatz dazu wurde ein möglichst großes „Wohnzimmer“ geschaffen, in dem vor allem für die neuen, technischen Errungenschaften der damaligen Zeit, dem Fernseher und der Stereoanlage möglichst viel Platz eingeräumt wurde. Je größer das Wohnzimmer umso besser, je kompakter die Küche umso optimaler war die Hausfrau aufgeräumt. Aufgrund der Größe, aber auch weil die Küchentechnik nicht so ausgereift war, hat es in solchen Küchen auch oft gedampft, geraucht und gestunken.
Dieses Konzept ist nun schon seit einigen Jahren passe.
Zurück zur Wohnküche
Das Wohnen und die Nutzung einer Küche haben sich im Laufe der Jahrtausende gar nicht so grundlegend geändert. Der Ursprung aller Küchen war das offene Feuer, um das herum „gelebt“ wurde, noch bevor das Zuhause überhaupt Wände bekam. Danach kamen Zelte und Hütten in deren Mitte sich weiterhin die Feuerstelle und damit auch die Küche befand.
Auch später war die „Wohnküche“ immer der Standard bis die oben beschriebene Einbauküche „erfunden“ wurde. Auch wenn wir uns an diese Art Küche sehr gut erinnern können, geschichtlich betrachtet konnte sich dieses Konzept nicht lange durchsetzen. Ich kann mich auch aus meiner Jugend noch gut daran erinnern, daß viele der im Wohnzimmer gestarteten Feiern in der Küche endeten, auch wenn diese noch so klein war. Unser Unterbewußtsein hat einen Evolutionsschritt nach der Vorstellung von Frau Schütte-Lihotzky also offensichtlich nie umsetzen wollen. Heute wird diese Erfahrung für die meisten meiner Küchen zur Planungsgrundlage.
Wohnen in Lebensbereichen
Das Zuhause als Ort der Zusammenkunft mit Freunden und Familie, als Basis um die „Batterien“ wieder aufzuladen benötigt mehr als möglichst viele Türen, die man hinter sich schließen kann. Zum Wohnen werden heute sinnvolle, in sich großzügige Lebensbereiche geschaffen, in denen die einzelnen Bedürfnisse optimal erfüllt werden können.
Die früheren Konzepte der getrennten Wohnzimmer, Esszimmer und Küche verschmelzen in der heutigen Küchengestaltung zu einem Lebensbereich, den ich als „Wohnbereich“ bezeichne.
Andere Lebensbereiche wären noch der „Regenerationsbereich“ (Schlafen, Hygiene, Wellness, Fitness), der „Arbeits- und Privatbereich“ (Büro, Bibliothek, Medien, Musik, Spielen) sowie der „Kinder- und Gästeschlafbereich“ (zusätzliche Zimmer mit extra Bad). Lediglich die Lebensbereiche werden noch räumlich von einander abgegrenzt. Der Umfang und die Größe der Lebensbereiche hängen selbstverständlich von der Personenanzahl, dem zur Verfügung stehenden Gesamtwohnraum und dem gewünschten Komfort ab.
So schaut für mich heute das Konzept für zeitgemäßes Wohnen aus. Viele meiner Kunden wünschen sich heute solche Konzepte und kommen auch schon mit entsprechenden Plänen ihrer Architekten zu mir. Leider hat sich das bisher noch nicht bis zu allen Bauträgern und deren Architekten herumgesprochen. Vor allem Pläne von Bauvorhaben mit mehreren Wohneinheiten werden leider oft noch immer nach Konzepten wie vor 20 Jahren angelegt. Schade, denn gerade in kleineren Wohnungsgrundrissen lassen sich mit weniger Wänden großzügigere Wohnungen schaffen.
Das Zentrum des Wohnens
Für die meisten meiner Kunden ist heute eine offene Küche im Wohnbereich als Haupt – Lebensraum das Zentrum des Wohnens.
Der Tag beginnt dort beim kurzen Kaffee oder Tee, einem kleinen Snack oder einem ausgiebigen Frühstück. Mittags oder Abends trifft man sich zum gemeinsamen Kochen ggf. auch mit Freunden und sitzt an der Küchenarbeitsfläche oder dem benachbarten Tisch bei einem Glas Wein. Dort kann man aber auch mit seinem Laptop sitzen und kurze Arbeiten erledigen oder die Kinder machen dort nebenher die Hausausgaben.
Die technikaffinen Herren des Hauses preisen heutzutage als Hobbykoch lieber ihren Herd als ihre Stereoanlage. Sie kochen lieber selbst und mit ihrer Liebsten gemeinsam, als sie in der Küche einzusperren. Mit Gästen sitzt man nicht mehr auf einer möglichst großen Sofalandschaft und bewundert Fernseher und Stereoanlage sondern man sitzt auf gemütlichen Stühlen an einem großzügigen Esstisch. Musik und Bildschirm kann man ja trotzdem dort haben, dies nimmt aber heute kaum noch Platz in Anspruch.
Möchte man einen Film sehen, ein Buch lesen oder einfach etwas Allein sein, dann kann man sich in den „Arbeits- und Privatbereich“ (Büro, Bibliothek, Spielen) zurückziehen.
Diese Art des Wohnens macht mir persönlich Spaß und ist die Basis, auf der ich am Liebsten Küchen kreiere. Wohnst Du auch schon so? Wenn nicht, dann vereinbare doch gerne einen Termin mit mir. Ich zeige Dir gerne, wie es geht.