Speisekammer – Gestaltungstipp

Wozu eine Speisekammer oder Speis?

Früher hat man jedem Haus einen unbeheizten, dunklen Raum als Speisekammer (oder Speis) der Raumgestaltung hinzugefügt. Der Raum war dazu entweder im Keller oder in Nähe der Küche platziert. Kühlschränke waren noch ein Luxusgut und nicht in jedem Haushalt verfügbar. Man musste sich also anders behelfen um die Lebensmittel aufbewahren zu können.

Saisonale Vorräte

Konserven in der Speisekammer
Quelle: Wikipedia / ChristianSW

In der Speisekammer wurden die jeweils saisonal verfügbaren Lebensmittel für später gelagert und bevorratet. Zur längeren Aufbewahrung wurden Obst und Gemüse eingekocht und „eingemacht“. Fleisch wurde zur Konservierung als Dauerwurstwaren verarbeitet und aufbewahrt. Oft hatten die Haushalte auch einen eigenen Gemüsegarten zur Verfügung, deren Ernte hier für den Winter kühl und dunkel eingelagert werden konnte. Seine eigenen „Schätze“ konnte man so auch leicht gegen die der Nachbarn tauschen.

Notvorräte

Dauerwurstwaren in der Speisekammer
Quelle: Wikipedia

Auch war man es gewohnt für Not-, Mangel- oder Kriegszeiten Lager für Lebensmittel zu schaffen.  Dazu wurden hier später auch zunehmend industriell hergestellte Glas- oder Dosenkonserven gelagert. In jüngster Zeit wurden diese vorhandenen Räume dann zunehmend als Lagerstätte für verschiedenen Hausrat zweckentfremdet.

Not gibt es bei uns nicht mehr.

Heute brauchen wir uns um die saisonale Verfügbarkeit von Lebensmitteln kaum noch Gedanken zu machen. Mangel und Krieg gibt es bei uns nicht mehr und unsere Supermärkte haben fast jedes Obst und Gemüse jederzeit frisch vorrätig. Ob das ökologisch und ökonomisch immer gut und sinnvoll ist, möchte ich hier gar nicht diskutieren. Frische und direkt verarbeitete Lebensmittel sind in jedem Fall gesünder und schmecken besser als gelagerte oder konservierte Speisen.

Lagerung geht heute anders besser.

Ein Lagerplatz in Form einer separaten Speisekammer ist in den meisten Haushalten heute nicht mehr nötig oder sinnvoll. Stauraum für Hausrat kann man mit entsprechenden Schränken viel besser schaffen. Eine zeitgemäße Temperatur- und Klimasteuerung für ganze Räume (z.B. Kühlkammern) ist bei der heutigen Bauweise von Gebäuden kompliziert und teuer. Die Lagerung der Speisen und Getränke (mit Ausnahme von Wein) ist heute weitestgehend nur noch für den kurzfristigen Bedarf nötig. Dazu ist es aber umso sinnvoller, für jedes Lebensmittel Lagertemperatur und -klima korrekt einstellen zu können. Nur so kann gewährleistet werden, dass der optimale Genuss, aber auch Vitamin- und Nährwert aus den Lebensmitteln genutzt werden kann. Das können entsprechende Kühlgeräte heute optimaler leisten als es eine Speisekammer jemals konnte.

Speisekammer oder Nebenküche?

Trotz oben beschriebenen Hintergrunds erlebe ich es als Küchenplaner immer wieder, daß sich meine Kunden trotzdem eine Speisekammer wünschen. Wenn ich den Zweck dieses Raumes jedoch beim Erstgespräch genauer hinterfrage kommt oft heraus, daß die oben beschriebene, klassische  Nutzung der Speisekammer gar nicht gemeint war.

Vielmehr wünschen sich die Kunden eine Nebenküche, die sie der Ordnung halber als zusätzlichen Vorbereitungs- und Lagerplatz neben einer offenen Wohnküche wünschen. Ebenso werden hier Schneide- oder Küchenmaschinen auf einer Arbeitsfläche betriebsbereit gehalten. Auch werden hier Abstellflächen für vorbereitete Speisen, kalte Platten oder schmutziges Geschirr geschaffen.

Diese Nebenküchen, oft auch als Backkitchen bezeichnet, sind meist in größeren Haushalten gewünscht. Manchmal dient dieser Raum dann auch als Übergang zum Hauswirtschaftsraum oder zum Nebeneingang ins Haus.

Die neuen Selbstversorger

Der Trend zur Selbstversorgung hat schon vor einigen Jahren wieder begonnen. Entweder selbst allein oder selbst in der Gemeinschaft. In einigen Gegenden sind Selbsterzeuger – Gemeinschaften entstanden. Es handelt sich hier um ein Zusammenschluß einiger Nachbarn, die sich gemeinsam ein Stück Landwirtschaflichen Nutzgrund pachten und dort in Eigenleistung Gemüse anbauen. Wurde der Schrebergarten vor einigen Jahren noch hauptsächlich als Naherholungsort für gartenlose Städter genutzt, wird hier heute oft auch wieder Hobbylandwirtschaft betrieben.

Ob der Hintergrund für diese neue Entwicklung der Protest gegen die Lebensmittelindustrie ist oder einen ökologisch / ökonomischen Aspekt hat, diese Entwicklung wird sich bestimmt in den nächsten Jahren fortsetzen. Die permanenten Lebensmittelskandale und das wachsende Gesundheitsbewußtsein in der Gesellschaft werden diese Entwicklung meines Erachtens eher beschleunigen.

Der Hintergrund ist also nicht mehr der fehlende Kühlschrank oder die Angst vor dem Krieg, aber diese Entwicklung kann dann auch wieder die Lagerung der Lebensmittel für Zeiten außerhalb der Anbausaison nötig machen. Damit würde auch die gute alte Speis wieder eine Renaissance erleben.

Fazit

Überlege Dir gut, welchen Zweck Du verfolgst, wenn Du Dir eine Speisekammer wünschst und sprich ausführlich mit Deinem Küchenplaner darüber, damit er Dir die richtige Lösung anbieten kann.