Arbeitsplatten – Materialguide

Arbeitsplatten

Arbeitsplatten Auswahl für die Küche bedeutet heute weit mehr als die richtige Farbe einer Schichtstoffplatte auszusuchen. Hierzu eignen sich inzwischen auch sehr viele andere Materialien.

Es gibt Materialien, die auch nach 20 Jahren aussehen wie am ersten Tag.  Es gibt aber auch welche, die eine „Gebrauchspatina“ bekommen. Dessen sollte man sich bewußt sein oder die Materialien gezielt deswegen aussuchen. Manche Arbeitsflächen werden so mit den Jahren immer schöner. Dies liegt immer im Auge des Betrachters.

Die Beanspruchung einer Arbeitsfläche ist oft sehr hoch. Vielfältige mechanische Beanspruchungen und manchmal hohe Temperaturen sollen eine Arbeitsfläche ein Küchenleben lang aushalten. Kleinere Beschädigungen können daher je nach Materialauswahl schon mal vorkommen, sollten aber die Gebrauchsfähigkeit nicht einschränken. Auf unifarbigen Flächen sieht man diese kleinen Fehler sofort. Daher ist es gut zu überlegen, ob man eine unifarbige Fläche auswählt oder eine strukturierte oder gemusterte Fläche.

Beschichtete Arbeitsplatten

Schichtstoffplatten werden schon seit Jahrzehnten als Küchenarbeitsplatten eingesetzt.

Aufbau einer Schichtstoff Arbeitsplatte
Bildquelle: AKA – Arbeitsplatten

Mit Schichtstoff (auch bekannt als Laminat oder  Resopal) wird ein sehr hartes, bis zu 1mm starkes Material bezeichnet. Es besteht aus Harz und Papier welches stark miteinander gepresst wird. Die Oberfläche besteht aus einer farbigen oder gemusterten Dekorschicht. Klassischerweise ist die Trägerschicht schwarz und nur die oberflächliche, letzte Dekorschicht ist farbig. Es gibt inzwischen aber auch Schichtstoffe, die durchgefärbt sind. Das hat den Vorteil, daß bei Kratzern nicht gleich das Dunkle sichtbar wird und, daß man an den Kanten keine schwarzen Linien sieht. Dieses Material wird auf einen Spanplattenträger aufgebracht. Entweder wird der Schichtstoff auch um die Spanplattenkante herumgezogen oder es wird eine extra Kante angebracht. Diese kann wiederum aus unterschiedlichen Materialien wie Holz, Metall oder Kunststoff bestehen.

Schichtstoffdekore für Arbeitsplatten
Bildquelle: Westag – Getalit

Es gibt hier eine riesige Auswahl unterschiedlichster Dekore, da aus diesen Schichtstoffen sehr viele Bauteile auch außerhalb vom Küchenbau gefertigt werden. Schichtstoffplatten bieten die breiteste Variationsmöglichkeit, es gibt hier auch Uni – Dekore und sie sind vergleichsweise günstig. Auch wenn die Schichtstoffplatten nicht ganz so robust sind wie z.B. Natursteinplatten, so ist dieses Material bewährt und ist in der Oberflächenhärte immer weiter entwickelt worden.

Schichtstoff gibt es alternativ auch in einer Stärke von bis zu 12 mm und wird so als Massive Platte für Arbeitsplatten oder Fronten verwendet.

Nachteile:
  • Schichtstoff ist bis ca. 200°C hitzebeständig. Dies solltest Du beachten, wenn Du ein flächenbündig eingebautes Kochfeld wünschst. Auch wenn der Einbau inzwischen technisch machbar ist, kann leicht mal ein Topf mit dem Rand auf das Material verschoben werden und dort eine Verfärbung verursachen.
  • Kein Naturwerkstoff. Für Puristen evtl. ein Auswahlkriterium.
Vorteile:
  • Sehr große Farb- und Dekorauswahl, auch Uni Farben möglich
  • Säureunempfindlich, Pflegeleicht
  • Leicht zu bearbeiten und montieren
  • Vergleichsweise preisgünstig

Naturstein – Arbeitsplatten

Als Natursteinarbeitsplatten sind alle Steine wie Granit, Marmor oder Schiefer einsetzbar. Die Eignung der Steine ist dabei allerdings etwas differenzierter zu betrachten.

Granit besteht weitestgehend aus Quarzkristallen, ist daher säure- und hitzebeständig und hat eine fast geschlossene Oberfläche. Sie sieht normalerweise nach 20 Jahren noch so aus wie am ersten Tag und benötigt nur geringen Pflegeaufwand. Granitplatten gibt es in Stärken zwischen 20 und 60mm und werden als  Küchenarbeitsplatte neben dem Schichtstoff wohl am häufigsten eingesetzt.

Marmor oder Schiefer hingegen hat einen hohen Kalkanteil und ist damit empfindlich gegen Säuren (z.B. Essig oder Zitrone). Außerdem nimmt Kalkstein auch Flüssigkeiten oder Fett auf und kann daher an Stellen fleckig werden oder die Farbe verändern. „Kaputt“ geht er davon nicht. Diese Gebrauchspatina kann bewußt gestalterisch eingesetzt werden und wie bei einer Ledertasche im Auge des Liebhabers immer „schöner“ werden.

Erkundige Dich vor dem Kauf einer solchen Platte genau, was das für ein Material ist, wie sich der Stein verändert und welchen Pflegeaufwand Du damit haben wirst. Vielleicht gibt Dir der Planer z.B. bei Kalkstein ein Muster zum Ausprobieren mit. Eine sehr umfangreiche Datenbank für Deine Recherche zum Thema Naturstein bietet Natursteinonline an.

Die Preise sind aufgrund der Seltenheit einiger Steine sehr unterschiedlich. Der Preis für eine Natursteinarbeitsplatte muß nicht immer höher sein als für eine Schichtstoffplatte, dies kommt auf die Gestaltung und auf den Stein an. Allerdings läßt sich der Preis für eine Natursteinplatte auch schlecht nur aus dem Materialpreis ableiten. Die Bearbeitung der Arbeitsplattenanlage kann bis zur Hälfte des Gesamtpreises ausmachen. Der Materialpreis ist dabei also nicht immer das Entscheidende.

Dies solltest Du auch bedenken: Manche Steine kommen von weit her und werden z.B. in einigen Steinbrüchen in Indien oder in China unter menschenunwürdigen Bedingungen abgebaut. Aufgrund fehlender Sicherheitseinrichtungen sind dort schon einige Arbeiter ums Leben gekommen.

Es gibt auch sehr schöne heimische (europäische) Natursteine, die Du für Deine Küche einsetzen kannst. Frag am Besten Deinen Planer danach, er kann Dir darüber Auskunft geben.

Nachteile:
  • Durch das hohe Gewicht kann es bei dickeren Platten nicht nur Transportprobleme geben. Bei Plattenstärken ab 60mm  ist unter Umständen auch die Statik des Bodens zu prüfen.
  • Ohne den Wunsch nach einer Gebrauchspatina läßt sich der Einsatz von Kalksteinen nicht empfehlen
  • Uni Farben fast nicht möglich.
Vorteile:
  • Naturwerkstoff. Ein natürliches Farbenspiel durch die Gesteinseinschlüsse kann einen sehr schönen gestalterischen Effekt ausmachen. Für meinen Geschmack ist die natürliche Steinhaptik mindestens so angenehm wie ein Holzboden unter den Füßen.
  • Hitzebeständig. Vor möglichen Spannungsrissen durch Hitze warnt jeder Steinmetz, ich habe aber selbst noch keinen solchen Fall gehabt.
  • Als Granit auch säurebeständig,

Arbeitsplatten aus Kunststein

Wie es der Name schon sagt, wird hier eine Platte künstlich hergestellt, welche die Härteeigenschaften eines Natursteins mit neuen Eigenschaften verbinden soll. Die gewünschten Zusatzeigenschaften sind z.B. dünnere Materialstärken oder eine erweiterte Farb- und Dekorvielfalt.

Die Bezeichnung Kunststein kann sich für die in der Küche empfohlenen Platten etwas irreführend anhören. Das besser als Quarzkompositstein bezeichnete Material wird zu 93% aus natürlichen Quarzkristallen oder Quarzmehl und nur zu 7% aus Kunststoffen wie Bindemitteln, Farbstoffen und zusätzlichen Ausrüstungsbeigaben unter Druck zu Platten verpresst. Die Quarzkristalle geben dem Material eine extreme Härte und Festigkeit. Die restlichen 7% sind allerdings dafür verantwortlich, daß die Hitzebeständigkeit dieses Materials nicht besser ist als bei einer Schichtstoffplatte. Die Marktführerschaft bei diesem Plattenmaterial teilen sich die Hersteller Cesarstone und Cosentino mit ihrem Material Silestone.

Einen neuen Schritt in diesem Bereich verspricht das Material DEKTON von der Firma Cosentino. Es wird ähnlich wie eine Glaskeramik hergestellt. Dabei werden die Inhaltsstoffe unter Hitze miteinander verschmolzen.

Dieses Material ist zwar bisher erst in wenigen Farben und Dekoren erhältlich, es ist jedoch gegen Hitze und Flecken unempfindlich und dürfte damit neben Naturstein das robusteste Material für Küchenarbeitsplatten sein.

Dekton - Arbeitsplatte
Bildquelle: Dekton

Manchmal wird auch das Material Corian als Kunststein bezeichnet. Dieses Material der Firma DuPont ist jedoch ein Mineralwerkstoff, der besser als Acrylstein bezeichnet wird. Durch einen sehr viel höheren Kunststoffanteil hat er schlechtere Gebrauchseigenschaften (geringere Härte und höhere Temperaturempfindlichkeit) und ist als Küchenarbeitsplatte daher nicht gut geeignet ist. Durch die gute Verarbeitbarkeit dieses Materials und die große Farb- und Design Auswahl läßt es sich allerdings gut für Designobjekte, im Badbereich oder als Möbelfront einsetzen.

Nachteile:
  • Fleckempfindlichkeit bei strukturierten, unifarbigen Oberflächen
  • Hitzeempfindlichkeit (außer DEKTON)
  • kein 100% Naturmaterial
Vorteile:
  • Unifarben möglich
  • Große Farb- und Dekorauswahl
  • Dünne Plattenstärken möglich

Arbeitsplatten aus Edelstahl

Edelstahl ist in der Küche in allen Bauteilen anzutreffen. Edelstahl rostet nicht, ist sehr hart und beständig und wirkt mit seiner metallisch glänzenden Oberfläche modern, kühl und technisch.

Edelstahl - Arbeitsplatte
Life-Of-Pix / Pixabay

Als Küchenarbeitsplatte wird es durch seine sehr guten Pflegeeigenschaften vor Allem in der Gastronomie eingesetzt. Im Haushaltsbereich polarisiert dieses Material durch seine Gebrauchspatina. Edelstahl verkratzt mit der Zeit immer mehr. Die einen lieben diese Optik, andere könnten damit gar nicht leben. Zu welcher Gruppe Du gehörst, weißt Du am Besten selbst.

Alles über das Material Edelstahl erfährst Du bei der offiziellen Informationsstelle. Die größten Hersteller von Edelstahlarbeitsplatten sind Franke und Blanco.

Als etwas Besonderes sind hier die Platten aus warmgewalzten Stahl zu nennen. diese Platten kommen fast unbehandelt aus dem Walzwerk und werden zu Platten in 5-10 mm Stärke verarbeitet bevor diese Platten zu Blech kaltgewalzt verarbeitet würden. Auf diesen Platten sieht man noch die Walzspuren, es gibt aber auch Spezialhersteller (z.B. Suter oder Stadler), die diese Oberfläche nochmals behandeln.

Nachteile:
  • „Gebrauchspatina“ (Kratzer) kann für manche störend sein
  • Einige wenige Menschen empfinden bei Edelstahl einen metallischen Geruch als störend. Ich selbst habe diesen bisher noch nicht wahrgenommen. Probiere das besser selbst aus.
Vorteile:
  • Pflegeleicht
  • Robust
  • Langlebig

Holz – Arbeitsplatten

Holz ist ebenfalls ein sehr vielfältig einsetzbarer Werkstoff in der Küche.  Auch Holz polarisiert wegen seiner Gebrauchspatina für den Einsatz als Küchenarbeitsplatte. Aber auch seine Empfindlichkeit gegenüber stehendem Wasser erschwert die Entscheidung für dieses Material.

Dabei ist Holz durch seine Wärme und Haptik aber auch durch seine natürliche, antibakterielle Wirkung sehr gut als Arbeitsplatte geeignet. Auch Messer werden beim Schneiden auf Holz nicht gleich stumpf. Dies ist auch der Grund, warum die besten Schneide- und Arbeitsunterlagen Holzbretter sind.

Durch die warmen Farbtöne der vielen verfügbaren Holzarten kann man mit dem Einsatz von Holz eine sehr warme, wohnliche Atmosphäre schaffen. Vor Allem als Fronten, Theken- und Tischplatten wird es in der Küchenplanung sehr oft und vielseitig eingesetzt.

Nachteile:
  • Empfindlich bei stehendem Wasser
  • Bekommt eine Gebrauchspatina
Vorteile:
  • Warme, angenehme Haptik und Optik
  • Natürliche, antibakterielle Oberfläche

Arbeitsplatten aus Beton

Dieses Material wird oft falsch eingeschätzt. Beton ist zwar als Material sehr günstig. Daraus eine Arbeitsplatte zu fertigen ist aber etwas anderes als auf dem Bau einen Pfeiler oder eine Bodenplatte zu gießen. An eine Arbeitsplatte werden andere Ansprüche gestellt. Beton ist z.B. gegen Säure und Flecken sehr empfindlich wodurch auch Beton zu den Materialien gehört, die mit der Zeit eine Gebrauchspatina erhalten.

Wenn man sich Beton auf einer Baustelle einmal näher anschaut, stellt man fest, daß es dort Luftbläschen und Einschlüsse sowie Unebenheiten geben kann, die man auf einer Arbeitsfläche nur schwer akzeptieren würde. Es hat auch schon so mancher versucht, sich selbst auf seine Küche eine Betonplatte zu gießen und dabei eine herbe Enttäuschung erleben müssen.

Betonarbeitsplatten erfordern eine exakte Schalung der späteren Arbeitsplattenform inkl. aller Kanten und Ausschnitte. Eine Betonplatte kann nur bedingt nachgearbeitet werden. Außerdem muß ein spezielles Gießverfahren und eine besondere Betonmischung verwendet werden, um daraus eine Arbeitsplatte mit einer glatten, dichten Oberfläche herzustellen.

Es gibt verschiedene Verfahren Betonteile für Küchen herzustellen. Manchmal wird auch Kunststoff beigemischt um bessere Eigenschaften zu erzielen. Dadurch leidet aber die natürliche Haptik der Oberfläche.

Beton ist nicht einfach und auch nicht so günstig wie man meinen könnte. Trotzdem kann man mit Beton einen besonderen Effekt in der Küche erzielen. Erkundige Dich gut, bevor Du Dich für eine Betonarbeitsplatte entscheidest.

Glas – Arbeitsplatten

Glas können sich viele nicht als Arbeitsplatte vorstellen. Man stellt sich vor, es könnte ja brechen. Fensterscheiben werden oft jedoch in viel größeren Flächen hergestellt als Arbeitsplatten und eine Glasoberfläche gilt als eine der härtesten überhaupt. Diese Bedenken sind also nicht angebracht. Eine Glasarbeitsplatte gehört zu den besonders robusten Arbeitsplattenmaterialien.

Man kann mit Glas durch seine Transparenz eine Tiefenwirkung erreichen, die man mit keinem anderen Material schaffen kann. Auch die glatte oder satinierte Oberfläche ist anderweitig unerreichbar.

Die Glasplatten werden rückseitig keramisch beschichtet und bei guten Herstellern wird die beschichtete Rückseite noch mit Schichtstoff abgedeckt, damit sie nicht verkratzen kann.

Ein Schwachpunkt bei Glasarbeitsplatten ist die Kante. Stößt man hier mit einem Topf unglücklich an, kann ein Stück von der Kante abplatzen. Um die Kanten zu schützen, bringen einige wenige Hersteller Kanten aus Edelstahl oder Alu an der Glasplatte an. Achte bei Deiner Auswahl darauf. Aus diesem Grund sollten Spülen in Glasarbeitsplatten auch möglichst flächenbündig (nicht Unterbau) eingearbeitet werden.

Arbeitsplatten aus Keramik

Dies ist ein Material, welches früher hauptsächlich als Arbeitsplatte in Laboren verwendet wurde. Firma Systemceram hat sich z.B. darauf spezialisiert. Hierbei handelt es sich um große, massive, auf Maß gegossene Arbeitsflächen. Auch dies ist eine sehr robuste, vor allem säurefeste Arbeitsfläche. Diese Firma ist auch einer der wichtigsten Hersteller für Keramikspülen.

In den letzten Jahren ist auch die Verwendung von dünnen Keramikplatten als Beschichtung für Spanplatten verwendet worden um Arbeitsplatten herzustellen. Mich hat diese Verarbeitung bisher nicht überzeugt. Vor Allem die scharfen Kanten und Ecken empfand ich bisher nicht als schön.

Geflieste Arbeitsplatten

Dies hat man vor Allem früher und bei Landhausküchen gemacht. Dort können Fliesen auch heute noch gut eingesetzt werden um einen optischen Effekt zu erzielen. Praktisch ist so eine Oberfläche allerdings nicht.