Gestaltung für eine Wohnküche

Die Gestaltung Deiner Küche

An eine Gestaltung für eine Wohnküche werden selbstverständlich andere Ansprüche gestellt, als an eine „Hausfrauen Abstellkammer„. Wenn die Küche schon im Wohnraum steht, sollte sie auch „wohnlich“ aussehen und nicht bloß wie eine „geschlossene Küche“ ohne Wände. Die Gestaltung wird vor allem durch die Position, die Ergonomie, und die Materialien beeinflusst.

Eine Einteilung in Formen nach Buchstaben wie L, U oder G wie sie in der Branche oft vorgenommen wird, habe ich noch nie für zielführend gehalten. Die Form der Küche ergibt sich bei meinen Planungen aus der Gestaltung im vorhandenen Raum, nicht umgekehrt. Die Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten läßt sich auch mit dem kompletten Alphabet nicht so einfach kategorisieren.

Zusätzlich ist es wichtig, dass die Technik besser und ansprechender funktioniert als in einer geschlossenen Küche. Man möchte immerhin weniger hören und kein Fett auf den Wohnmöbeln. Außerdem sollten Küche und Geräte eine dem gehobenen Stellenwert der Küche angemessenes Design sowie dem Hobby entsprechende Funktionalität beinhalten. Siehe hierzu auch mein Beitrag zu „Geschmack mit allen Sinnen„.

Dieser bewusst sehr ausführliche Beitrag soll Dir aufzeigen, worauf Du bei der Gestaltung überhaupt alles achten kannst. Diese Aspekte berücksichtigt ein guter Planer automatisch bei seinen Entwürfen oder spricht sie im richtigen Augenblick an. Sicher ist es gut, auf die Fragen der Planer schon Antworten parat zu haben. Es kann Dir jedoch auch helfen, herauszufinden und zu beurteilen, welcher ein guter Planer ist.

Position

Bei den meisten kleineren Wohnobjekten ist die Position der Küche bereits vorgegeben und nicht mehr veränderbar. Deshalb ist dieser Punkt vor allem für Hausbauer oder größere Wohnungen interessant. Vielleicht ist es aber auch gut zu wissen, worauf man bei der Auswahl eines kleineren Wohnobjekts achten sollte.

Beispiele:

  • Zu welcher Tageszeit hältst Du Dich meistens in der Küche auf?
  • Welches Tageslicht bekommst Du wann und wohin?
  • Kannst Du von Deiner Lieblingssitzposition besser den Sonnenaufgang oder besser den Sonnenuntergang betrachten?
  • Hast Du zu einem Fenster einen besonders schönen Ausblick?
  • Welche Position ist für die anderen Bereiche in diesem offenen Wohnraum wichtig.
  • Mußt Du den besten Ausblick vom Sofa aus haben, wenn Du doch nur dort sitzt wenn es dunkel wird? Oder ist der schönere Ausblick vielleicht vom Küchenessplatz aus besser?
  • Hängt ein evtl. gewünschter Fernseher (gegenüber ist der optimale Sitzplatz) so, daß er nicht direkt von der Sonne angestrahlt wird?

Es gibt noch viele andere Aspekte zu berücksichtigen, um die richtige Position zu definieren. Hierzu nur noch ein paar Stichworte wie Eingangssituation, Zugänge innerhalb, Feng Shui, Ofen, Treppe, Kellerabgang, Fensterpositionen. Meist kann man auch nicht alle Punkte zur vollsten Zufriedenheit optimieren, da ja für alle Lebensbereiche der richtige Platz gefunden werden soll.

Für die Auswahl der richtigen Position ist normalerweise der Architekt zuständig. Ich habe mir aber oft auch schon mit meinen Kunden über die Position Gedanken gemacht weil Kunden mit der Idee ihres Architekten diesbezüglich unzufrieden waren.

Lies bitte hier dazu meine Info zur Zusammenarbeit der Fachplaner mit dem Architekten.

Ergonomie

Ergonomie ist bei der richtigen Gestaltung ein sehr wichtiges Stichwort. Die Ergonomie bestimmt, ob Dir das Arbeiten in der Küche Spaß macht. Hierbei gibt es die ästhetische und die körperliche Ergonomie (Blickrichtung, Arbeitshöhe, Arbeitstiefe) sowie die Ergonomie der Arbeitsabläufe.

Blickrichtung

Die Blickrichtung in der Küche wird größtenteils schon mit der Position bestimmt.

Bei einer Küche im offen gestalteten Wohnraum wünscht man sich Kommunikation. Das Gegenteil einer kommunikativen Lösung wäre, wenn man die Arbeitsfläche an die Wand plant und wie bei einer geschlossenen Küche auch an die Wand schauen muss. Dabei ist es hier zusätzlich unangenehm, dass man dann den Rücken zum offenen Raum dreht und nicht mitbekommt, was dort passiert. Solche Planungen sollten also vermieden werden.

Um diesen Punkt richtig zu machen müssen die Arbeitsbereiche der Küche und die Blickrichtung in den offenen Raum ausgerichtet sein. Hierzu kann man mit einer „Insel“ planen und den Stauraum und die Geräte in Hochschränken an der Wand unterbringen. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, dies zu erreichen.

Arbeitshöhe

Ein Mensch mit 190cm benötigt eine andere Arbeitshöhe als ein 160cm Mensch. Hierzu kann man die Arbeitshöhe anpassen. Dies wird durch die Sockelhöhe, die Höhe der Korpusteile oder die Dicke der Arbeitsplatte erreicht.

Die optimale Arbeitshöhe wird in den Schulbüchern für Planer mit 15-18cm Abstand des Ellenbogens zur Arbeitsfläche angegeben. Dazu stellst Du Dich mit dem angewinkelten Arm seitlich zur Arbeitsfläche und misst den Abstand. Richtig ist allerdings nicht die Theorie sondern, was Dir am angenehmsten ist. Probiere lieber unterschiedliche Arbeitshöhen aus und ermittle selbst Deine Wohlfühlhöhe.

Es kommt ja auch öfter vor, dass Menschen mit unterschiedlichen Körpergrößen zusammen in einer Küche arbeiten wollen. Hierzu kann man unterschiedliche Arbeitsbereiche mit verschiedenen Arbeitshöhen planen, auf einer Seite der Arbeitsfläche einen Podest bauen oder für eine kurzfristige Änderung der Arbeitshöhe z.B. ein dickeres Arbeitsbrett auf die Arbeitsfläche legen. Es gibt aber auch höhenverstellbare Arbeitsflächen.

Arbeitstiefe

An die Arbeitshöhe denken heute schon viele Planer. Zur körperlichen Ergonomie gehört aber auch die richtige Arbeitstiefe. Wenn ich an der Arbeitsfläche stehe, dann ist der Bereich, den ich mit meinem ausgestreckten Arm erreichen kann, mein optimaler Arbeitsbereich. Das bedeutet, daß ich dort wo ich mein Arbeitsbrett liegen habe mit dem ausgestreckten Arm alles erreichen möchte, was ich gerade bearbeite und dazu z.B. auch in Schüsseln, Töpfen o.ä. um mich herum bereitstelle.

Wenn Du nun zurückdenkst, was ich zu den Maßen der Frankfurter Küche geschrieben habe, dann wird schnell klar, daß die dort definierte 60er Arbeitstiefe nie ergonomisch war. Leider werden noch heute die meisten Standardküchen mit einer solchen Arbeitstiefe angeboten.

Achte daher unbedingt darauf, daß Du an Deinem Haupt Arbeitsplatz in der Küche eine Arbeitstiefe von 70-80 cm zur Verfügung hast. Ansonsten wirst Du immer hin und her laufen müssen. Eine solche Arbeitstiefe ist z.B. bei einer Insellösung sehr leicht realisierbar.

Arbeitsabläufe

Hierzu gehören sehr viele Punkte, die nur bei einer konkreten Planung richtig definiert und erörtert werden können. Ich will trotzdem ein paar Punkte herausstellen, die für die Gestaltung berücksichtigt werden sollten:

  • Die Abstand zwischen den Funktionsbereichen Spülen und Kochen sollte so sein, daß man diese jeweils leicht erreichen kann. Beispiel: Wenn diese Funktionen an einer Arbeitsfläche nebeneinander liegen, dann ist optimalerweise der Haupt Arbeitsbereich dazwischen. Bei zwei getrennten Arbeitsflächen sollte der Zwischenraum zwischen 90-110cm betragen, damit man mit dem Topf voller Nudelwasser nicht erst ein paar Schritte gehen muß.
  • Vom Haupt Arbeitsbereich aus sollte ich die Spüle leicht und schnell erreichen können. Manchmal kann man dies auch kombinieren. Es gibt dazu von den Spülenanbietern sogar sogenannte Spülen- Arbeitscenter, bei denen die Spülen mit Arbeitsbrettern und allerlei anderen Funktionen ausgestattet sind. Dies ist gestalterisch allerdings Geschmackssache.
  • Neben den Funktionsbereichen sollte noch genügend Bewegungsfreiheit geplant sein, damit ich z.B. auch einen Topf von der Herdplatte ziehen kann oder neben dem Spülbecken Platz für das zu spülende Geschirr habe.
  • In der unmittelbaren Nähe des Kühlschrankes sollte sich eine Arbeitsfläche befinden, damit man die Dinge, die man in den Kühlschrank hinein oder aus ihm heraus räumt auch abstellen kann.
  • Der Abstand von Hochschränken zu einer Arbeitsfläche sollte mindestens 110 cm betragen, damit man sich beim Öffnen der Türen und dem Herausnehmen des Inhalts nicht auf die Arbeitsfläche setzen muß.
  • Geräte kann man besser bedienen, wenn sie etwas höher in einem Hochschrank eingebaut werden. Bei Backöfen ist das schon oft zu sehen. Den Geschirrspüler benutzt Du aber sicher öfter als den Backofen, also gehört auch dieser in einen Hochschrank.
  • Gleichzeitig gehört der Geschirrspüler aber auch in die Nähe der Spüle. Die Essensreste werden von den Tellern in den Abfallsammler geworfen, manchmal noch Teile vorgespült und dann in den Geschirrspüler gestellt.
  • Den Abfallsammler hingegen kann man auch an einen anderen Platz einbauen als unter die Spüle. Neben der Hauptarbeitsfläche zum Ausziehen direkt unter der Arbeitsfläche ist ein Abfallsammler viel praktischer.
Materialien

Zur Auswahl der richtigen Materialien habe ich einen extra Beitrag verfasst.

Technik

Für die richtige Technik lies bitte den umfangreichen Technikguide. Dort findest Du ausführliche Beschreibungen zu allen Geräten und Herstellern.